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Das Fussball-Wunder wäre nicht passend

Die Black Stars verlieren vor geschätzten 800 Zuschauern (Gratis-Eintritt) im Stadion Schützenmatte das vorentscheidende Heimspiel gegen den FC Sion U21 mit 1:4 und müssen sich mit der Planung der 1. Liga-Saison befassen.

Noch besteht zwar eine geringe Chance, dem Abstieg doch noch zu entkommen. Doch würde dies eintreffen, wäre es ein Fussball-Wunder und es wäre aufgrund der Rückrunde nicht das, was der Verein braucht.

Trainer Branko Bakovic stellte sich nach Spielschluss den Fragen. Aber neue Erkenntnisse gibt es keine. Es war wie in der zweiten Saisonhälfte eigentlich fast immer. Was anders war – dass die Basler vier Gegentore kassierten. Sehr vielen Aussagen war zu entnehmen, dass einer der Gründe für das Scheitern sei, dass sie kein Team seien. Und auch das bekam mit, wer die Black Stars in diesem Jahr etwas verfolgte.

Auch die Vorzeichen vor dem Spiel gegen die bereits abgestiegenen Walliser waren passend. Yves Jankowski und Enis Fazlija fehlten wegen Spielsperren und nachdem am Donnerstag das Training wegen Unbeherrschtheiten hatte abgebrochen werden müssen, wurde Jan Muzangu aus disziplinarischen Gründen aus dem Aufgebot gestrichen. Eine Überraschung folgte beim Einlaufen der Teams. Im Tor stand Dario Thürkauf und Captain war Kaan Sevinc. Bakovic begründet diesen Wechsel (Steven Oberle sass auf der Tribüne) so: «Oberle hat eine gute Saison gespielt und Thürkauf zeigte gute Trainingsleistungen. Deshalb haben wir uns entschieden Dario eine Chance zu geben.» Dass dies kaum der Grund war, erklärt sich von alleine. Thürkauf ist unbestritten ein guter Torhüter. Wer aber wechselt vor einem derart wichtigen Spiel seinen Torhüter, der auch noch Captain ist, nur weil der zweite Goalie gute Trainingsleistungen zeigt? Etwas anderes wäre es, wenn sich die Keeper in den Spielen abwechselten. Doch Oberle spielte sämtliche Spiele der Abstiegsrunde. Dass auch in diesem Fall disziplinarische Gründe ausschlaggebend waren, trifft wohl eher zu.

Zum Spiel

Für die Black Stars begann dieses «Kopf-Spiel» ideal. Nach vier Minuten bringt Atdhe Rashiti den Ball im Tor unter. Die Sittener mussten nicht bis an die Grenzen gehen, mussten nicht grätschen, ja hätten nicht einmal gewinnen müssen und die Basler hätten die Begegnung bereits in der ersten Halbzeit vorentscheiden können. Doch man überliess – wie so oft in dieser Saison – dem Gegner auf unerklärliche Art das Spiel. Und so wurden die Gäste dank mehr Ballbesitz immer selbstsicherer. Black Stars liess jedoch so gut wie keine Abschlüsse zu. Bis in die 38. Minute, als der Brasilianer Luan – er gehörte dem Kader der Super League-Equipe an – eine Flanke von Mauro Rodrigues per Kopf an Thürkauf im Tor unterbrach. Allerdings brach das Team nicht auseinander, sondern kam zu guten Aktionen und hätte bis zum Pausenpfiff wieder führen müssen. Torhüter Shaban Kuquku und Unvermögen sorgten dafür, dass man mit einem 1:1 in die Kabine ging.

Penaltys entschieden

Die Basler bekamen nach der Pause erneut die Gelegenheit zu einer mentalen Stärkung. Nach drei Minuten konnte Seydou Kiendrebeogo einen Handspenalty treten. Der Sittener Goalie wehrte den zu wenig platzierten Ball mit dem Fuss ab. Wie man das richtig macht demonstrierte Luan wenig später, als er einen Handspenalty sicher verwandelte. Die Basler hatten weiter Möglichkeiten. Und Bakovic hätte man beinahe ein «goldenes Wechselhändchen» attestiert. Der eingewechselte Robin Hänggi erkämpfte sich zweimal den Ball. Beim zweiten Mal legte er zum ebenfalls eingewechselten Süleyman Tükes, der aus drei Metern scheiterte. Als die Zeit zerrann, öffnete der Trainer die Defensive, stellte auf eine Dreier-Abwehr um. In der 81. Minute dann die Entscheidung. Ein weites Zuspiel aus dem Mittelfeld auf die linke Seite, wo Yohan Aymon alleinstehend das Spielgerät wohl zum mitgelaufenen Gobé Gouano spielen wollte, wurde von Ricardo Silva ins Tor abgefälscht. Nochmals hatte das Heimteam Möglichkeiten. Doch Rashiti traf den Ball aus wenigen Metern nicht richtig, so dass der Walliser Schlussmann ihn vor der Linie stoppen konnte. Den Schlusspunkt setzte Gouano. Er enteilte den Baslern nach einem abgefangenen Einwurf, umkurvte Thürkauf und schob ein. Ende, aus!

Am Samstag muss Black Stars nach Brühl, das gerettet ist. Ein deutlicher Sieg ist Pflicht. Gleichzeitig muss YF Juventus in Sion hoch verlieren. 10 Tore müssen die Basler korrigieren. Oder eben, ein Fussball-Wunder schaffen. So wie die Saison aber gerade in diesem Jahr lief, wäre ein solches Wunder wenig hilfreich. Es braucht einen raschen Neuaufbau. Dies, weil so oder so einige Spieler ersetzt werden müssen. Da zuletzt immer wieder zu hören war, dass man kein Team sei, wäre es wichtig, Spieler zu holen, die den Teamgedanken hoch halten. «Wir müssen jetzt schnell handeln und das Team für die 1. Liga zusammenstellen. Es wird nicht einfach besser laufen. Wenn wir nicht bereit sind, werden wir auch eine Etage tiefer Probleme haben.» Auf die Frage, ob er dann auch noch Trainer sei, meint er lächelnd. «Wir haben schon mal darüber gesprochen. Ich bin schon so lange in diesem Verein, setz mich 100% ein. Wenn man mich weiter will, bin ich bereit.» Dass Black Stars nur selten chancenlos war, macht es Bakovic nicht einfacher, das Verdikt zu akzeptieren. «Wir hatten viele knappe Ergebnisse; kamen zu vielen Chancen, versagten aber regelmässig. Vielleicht waren wir uns auch lange zu sicher, dass wir nicht in die Abstiegsrunde müssen. Als es dann feststand, war es wie ein Schock. Am Ende war es reine Kopfsache. Verletzungen, Platzverweise und Eigentore – das alles trug auch dazu bei, aber darf nicht als Entschuldigung dienen. Wer auf dem Platz stand, hatte genügend Qualitäten um den Abstieg zu verhindern.»