Rion Xhemaili erfüllt die Familien-Challenge
Wie abgebrüht muss man als 19-jähriger Fussballer sein, wenn man in der 1. Liga nach 10 Minuten zweimal getroffen hat und keinen Gefühlsausbruch zeigt. Rion Xhemaili setzte zu keinem Jubellauf an. Er hob kurz die Arme, klatschte mit den Teamkollegen ab und weiter. Nach der Pause traf er dann noch ein drittes Mal. Da war aber doch etwas am Dienstag, mit dem Namen Xhemaili und drei Toren! «Ja, sicher habe ich das Spiel meiner Schwester gesehen. Nachdem sie drei Tore gegen Moldawien erzielte, gab es eine familieninterne Challenge, wenn auch nicht ganz ernst gemeint. Aber die habe ich nun erfüllt», lachte Rion. Seine Zwillingsschwester Riola kanterte mit dem Nationalteam im WM-Qualifikationsspiel Moldawien 15:0 ab und erzielte dabei drei Treffer. Rion gehörte noch letzte Saison der U21 des FC Basel an. Vor dieser Saison erklärte man ihm, dass er aktuell kaum gross Einsatzminuten erhalten würde und es daher ratsam sei, anderswo zu Spielpraxis zu gelangen. Xhemaili nutzte die Möglichkeit und liess sich zu den Black Stars transferieren. «Ich gehöre weiter dem FCB, werde in erster Linie für mein neues Team spielen. Aber ich hoffe, dass ich mich mit guten Leistungen, etwa wie heute, wieder für den FCB empfehlen kann.» Rion stiess spät zum Team von Trainer Branko Bakovic, hat jetzt aber Fuss gefasst.
Vom Anpfiff weg griffen die Basler hoch an und absolvierten ein aggressives Preissing, so dass die durch den schwachen Saisonstart verunsicherten Aargauer Fehler begingen. In der siebten Minute eroberte Artan Shillova den Ball und lancierte Xhemaili auf der linken Seite. Der gebürtige Solothurner traf mit seinem Schuss die Latte. Der Ball prallte hinter die Linie und wieder ins Feld. Der Assistent an der Linie zeigte sofort auf Tor. Drei Minuten später gleiche Situation. Shillova bediente Xhemaili und der zirkelte das Spielgerät am herauslaufenden Torhüter Yanick Hofer vorbei. So weit, so gut. «Bis da war ich zufrieden. Auch damit, dass wir noch die eine und andere Möglichkeit herausspielten. Nicht zufrieden war ich, wie wir mit den Chancen umgingen und wie wir nachliessen», erklärte Bakovic. Kurz vor der Pause musste Torhüter Steven Oberle einen Schuss von Basil Gmür abwehren. «Es war nicht einfach für mich. Ich hatte kaum Arbeit, musste aber im ganzen Spiel zwei, dreimal reagieren, um einen Gegentreffer zu verhindern» erklärt Oberle.
Der zweite Durchgang war mit der ersten Hälfte vergleichbar. Kaum angefangen tauchte Xhemaili vor Hofer auf und verpasste das Tor nur knapp. In der 58. Minute fing Shillova an der Mittellinie einen Ball ab, sah Xhemaili starten und spielte ihm das Spielgerät in den Lauf – 3:0. Dann dezimierte sich der Gast durch eine gelb-rote Karte für Eduard Nikolla auch noch selber. Die Basler nutzten den Vorteil. Enis Fazlija setzte zu einem Solo an und spitzelte den Ball zu Dino Babovic, der auf 4:0 erhöhte. Sehenswert dann noch der fünfte Treffer durch Robin Adamczyk, der das Spielgerät aus rund 18 Metern ins rechte Eck zirkelte. Oberle hatte dann noch zwei Paraden zu zeigen, damit die Null stehen blieb. Die Black Stars verfügen über eine gute Mischung mit Einzelspielern, welche jeweils den Unterschied ausmachen können. Bakovic ist zufrieden, wie es läuft, aber er wolle nicht zu viel loben, denn man habe noch immer viel Arbeit. Der eine und andere Spieler müsse noch mehr machen oder zu der alten Form finden. Ein starkes Spiel zeigte Artan Shillova. Er ist auf dem gesamten Feld anzutreffen, macht entscheidende Zuspiele und organisiert. Zusammen mit Fabio Viteritti kann er so das Spiel variantenreich gestalten. Nicht mehr in der Form der Vorbereitung befindet sich Sturmspitze Denis Pergjoka. Seit dem Platzverweis gegen Dornach läuft er jener guten Verfassung hinterher. Hier sollte ein Erfolgserlebnis in Form eines Tores den Knoten platzen lassen. Die Qualitäten sind unbestritten.
Nach der Niederlage von Delémont in Solothurn ist Black Stars nur noch einen Punkt hinter den Jurassiern. Die Basler führen mit nur zwei Gegentoren in sechs Spielen die Defensiv-Statistik an. Und sind, zusammen mit Thun Berner Oberland einziges noch ungeschlagenes Team. Das soll auch so bleiben, meint Bakovic. Das Team vom Buschweilerhof ist erst wieder am 21.9.2022 im Einsatz. Dann auswärts beim FC Wohlen (ist am Samstag im 1/16 Final des Schweizer Cups engagiert), ehe es dann am folgenden Samstag zum Duell mit dem Team aus dem Berner Oberland kommt.